Xontormia Express

Die Zeitung von Eressea

Epochale Schlacht im Osten der 6. Welt - Teil 2

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‘Leutnant Dalarn soll den Angriff führen …’ immer wieder gingen dem Leutnant die Worte seines Regimentskommandanten durch den Kopf. Dieser feige Hund machte es sich leicht. Wie sollte man eine kampfbereite Armee überrumpeln? Die Späher hatten berichtet, daß die Katapulte gen Osten herumgedreht worden waren, daß die Armbruster sich schon eine erhöhte Position gesucht hatten und daß die Festungsmauern vor Waffen nur so starrten.

‘Gräme dich nicht, Dalarn mein Freund.’ Shorka, der Geistliche des Nuss-Kultes war unbemerkt hinter ihn getreten und schien seine Gedanken lesen zu können. ‘Steig auf dein Roß, nimm dein Schwert in die Hand und laß zur Attacke blasen. Für alles weitere wird eine höhere Macht sorgen.’

Nicht, daß Leutnant Dalarn nicht gläubig gewesen wäre. Er dankte der Heiligen Nuss vor den Mahlzeiten für Speis und Trank, er hatte seine Waffen wie jeder andere Soldat weihen lassen, doch in Sachen der Strategie und Taktik war er Praktiker, der sich nur auf sein Geschick und sein Gespür verließ. Doch diesmal gab es wirklich keinen Raum zum Manövrieren …

Der sanfte Klang war aus Shorkas Stimme gewichen, als der Inquisitor der Heiligen Nuss weitersprach. ‘Steig auf dein Pferd und greif diese Ketzer endlich an!’

Unbehagen überkam Dalarn. Er hatte schon gesehen was mit Feiglingen geschehen war, die ihre Aufgabe in der Armee nicht zur Zufriedenheit der geistlichen Führung ausgeführt hatten. So hatte sich Beredorn, als er in Rerit von einem Lelonistentaktiker überrumpelt worden war, plötzlich mitten in einem Rudel Feinde wiedergefunden und war erschlagen worden. Offiziell hatte niemand dazu etwas gesagt, doch man munkelte so allerlei …

Mit funkelnden Augen starrte Shorka den Leutnant an und dieser fühlte sich immer mehr in die Ecke gedrängt.

‘Män.. räusper Männer der 3. Kavallerie! Auf die Gäule und mir naaaach!’

Die Kavalleristen, die gerade so im Trott dahingeritten waren wurden völlig überrumpelt. Der Leutnant hatte schon mehrere hundert Fuß zurückgelegt, als die ersten Unteroffiziere den Befehl zum Nachsetzen gaben und eine gewaltige Staubfahne hinter sich lassend stoben etwa 150 berittene davon.

Der Leutnant hatte etwa ein Viertel der Strecke zur Feste der Lelonisten zurückgelegt, als er vor sich tausende Soldaten sah, die in seine Richtung marschierten oder ritten. Sofort hob er die Hand und seine Begleiter brachten die Pferde zum stehen. Das Lelonistenheer hatte seine befestigte Position aufgegeben und wollte die Tirawoner Armee mit einem Frontalangriff zerschmettern. Es war ein beeindruckender Aufmarsch. Siebentausend Soldaten, eine Kompanie Elfenbogner und mehrere hundert Orks, die den Tod suchten. Quietschend und kreischend kamen noch über 100 Wagen mit Katapulten hintendrein.

Schwer atmend und mit sich überschlagender Stimme schrie der Leutnant den nächsten Kavalleristen an, sofort den Fußtruppen bescheid zu geben, daß die Lelonisten angriffen und wie durch ein Wunder verstand ihn der schwergepanzerte Reiter, riß sein Pferd herum und stob den Weg wieder zurück, den sie gekommen waren.

Der kleine Trupp Reiter war durch einen kleinen Buchenhain verborgen und die Chancen standen gut, daß die Lelonisten sie noch nicht entdeckt hatten. Zudem schien das Lelonistenheer einige Hundert Meter rechts an den Bäumen vorbeizuziehen. ‘Absitzen, die Pferde niederlegen lassen und ruhig halten!’ befahl der Leutnant. Geschickt, wie es nur Menschen können, führten die Veteranen den Befehl aus.

Kaum einer von ihnen wagte zu atmen, als das Heer der Lelonisten immer näher und näher kam. Man hörte sogar die Orks schreien und grunzen und ihnen war gar mulmig zumute, dem Feind so ausgeliefert zu sein. Sie hätten kaum Zeit, auf ihre Pferde zu kommen, ehe die Lelonisten über ihnen wären, würden sie entdeckt werden.

Doch es lief alles glatt. Eine Tausendschaft nach der anderen zog vorüber. Als gerade die Nachhut auf ihrer Höhe war, flitzte plötzlich ein Hobbitspäher über die Ebene auf sie zu. Sie bemerkten ihn erst, als er nur noch wenige Schritte von den Bäumen entfernt waren. Es war Sorndi, der schon mehrmals durch gewagtes Ranschleichen und exakte Zählungen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Keuchend ließ er sich neben dem Leutnant fallen. ‘Unser Fußvolk hat sich kampfbereit gemacht und rückt den Lelonisten langsam entgegen. Es müßte jeden Augenblick soweit sein, daß der Kampf beginnt.’

‘Sehr gut’, dachte Dalarn, ‘Das ist DIE Chance, sie auf dem falschen Fuß zu erwischen!’

‘Auf die Pferde und los, Söhne von Armathorn! Macht Lärm und wirbelt Staub auf für tausende! Sie sollen glauben der Teufel persönlich hätte es auf sie abgesehen! Attaaaackeee!’

Von nun an überschlugen sich die Ereignisse. Der Leutnant stob inmitten der 3. Kavallerie der Söhne von Armathorn ins Getümmel. Alle Vorsicht war über Bord geworfen und er teilte nach links und rechts Schläge aus. Zwei Lelonisten waren unter seinen Schlägen schon gefallen, als er einen Bolzen in die Seite bekam. Erst bemerkte er es gar nicht, doch als er mit dem Schwerter erneut ausholen wollte, spürte er einen stechenden Schmerz, der ihm die Sinne nahm. Kopfüber fiel der Leutnant vom Pferd und blieb bewußtlos liegen.

Niemand bemerkte den Sturz. Jeder in der Umgebung hatte mit sich selber zu tun, rammte dem nächsten Feind einen Speer in den Leib oder war bemüht, dessen Hellebarde von sich fernzuhalten, doch das alles ging an Leutnant Dalarn vorüber …

Als er die Augen wieder aufschlug, hatte sich ein Zwerg über ihn gebeugt, auf dessen Kleidung das verschnörkelte Wappen der Rivendeller Artillerie prangte. Dieser schnallte ihm gerade keuchend den Brustpanzer ab. Der Leutnant konnte sich nicht be wegen und als er den Mund öffnete, um etwas zu sagen, kam nur ein kaum hörbares Röcheln heraus. Er mußte mitansehen, wie der Katapultschütze erster Klasse, ein gewöhnlicher Soldat also, den wertvollen Panzer achtlos beiseite warf und ihn auf sein Pferd warf, die Zügel nahm und davonlief. Dann übermannte ihn die Ohnmacht erneut …

Wach wurde er erst wieder, als die beiden die ersten Ausläufer der Berge von Nyder erreicht hatten. Sein Begleiter hatte ihn sanft vom Pferd gehoben und mit der Pferdedecke zugedeckt. Mühsam flüsterte der Leutnant ihm zu: ‘Wie ist die Schlacht ausgegangen? Haben die unsrigen gewonnen?’

‘Meine Batterie hatte auf dem Hügel einen großartigen Überblick. Die beiden Heere waren sich schon gegenübergestanden, als plötzlich auf Aufruhr unter den Lelonisten entstanden war. Irgendwas war in ihrer Nachhut passiert und irgendwie kam in ihre Reihen panische Bewegung. Natürlich haben wir die Gelegenheit genutzt und haben angegriffen. Es war eine glorreiche Schlacht, ihr hättet sie sehen sollen! Die Feindarmee war besser ausgebildet als erwartet, kein Wunder, daß sie sich zum Angriff entschlossen hatte. Doch natürlich war es nicht genug gegen Tirawoner Stahl. Eure Mannen haben immer mehr an Terrain gewonnen und als der Tag schon fast zu Ende war, lebte kaum noch einer der Lelonisten. Die wenigen Überlebenden haben sich in alle Winde zerstreut. Es sind auch über tausend Tirawon gestorben, doch ist das nicht ein geringer Preis für einen solchen Sieg?’

‘Also ist es uns tatsächlich gelungen, gegen diese achteinhalb tausend Feinde zu bestehen? Gegen ihre 300 Skelette und über 100 Katapulte? Hat uns unsere Antimagie ihre über ein Dutzend Magier vom Hals gehalten?’

‘Sieht so aus, Herr Leutnant. Leider sind wir beide mitten in die Horden der fliehenden Lelonisten geraten und ich mußte Euch in Sicherheit bringen. Wir sind hier in Nyder, einem Berg, der von Lelonisten besetzt ist. Wir wurden verfolgt und sie werden uns bald gefunden haben. Gönnen wir uns also noch ein paar Minuten Rast und dann müssen wir weiter. Wir sind waffenlos und hunderte Lelonisten sind hinter uns her. Zudem seid ihr schwer verwundet, ich hab den Bolzen noch nicht entfernt, sonst könntet ihr verbluten. Wir müssen versuchen wieder zu unserem Heer zu stoßen.’

‘Lächelnd hatte der Leutnant den Ausführungen gelauscht. Es war für ihn ohne Bedeutung, wenn er hier sterben sollte. Er würde in die Geschichte eingehen. Er hatte seine Truppen gegen ein eigentlich überlegenens Heer zum Sieg geführt. Doch hatten die Lelonisten den Fehler gemacht, ihre Feste zu verlassen. Die 4 Karavellen, die man ihnen als Lockmittel vor Augen geführt hatten waren als Beute zu verführerisch gewesen, als daß sie sich verschanzt hätten.’

Er war noch in Gedanken, als sich weiter unten am Berghang etwas tat. Dutzende Menschen und Zwerge waren zu sehen und man hörte Hunde bellen. Ihre Verfolger waren gekommen und wollten blutige Rache nehmen. Würde der Leutnant es erneut schaffen, umzingelt von Feinden zu entkommen?

Natürlich soll auch dies dem werten Leser nicht vorenthalten werden. Ein Pergament mit dem Schlachtbericht von Butan ist bei Herrn Member Chello dem Kriegsberichterstatter zu bekommen: http://members.chello.at/r.lang/eressea/archiv/butan.txt

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